
Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Rezessionen sind ein Teil des Wirtschaftszyklus. Neben einem Rückgang der Wirtschaft können Rezessionen zu Korrekturen, Börsencrashs und Bärenmärkten führen. Allerding können Rezessionen auch die besten Einstiegsgelegenheiten am Aktienmarkt darstellen. Das Ziel beim klugen Anlegen in einer Rezession ist es, nur kleinere Verluste zu realisieren, so dass mehr Kapital zu niedrigeren Kursen reinvestiert werden kann. In diesem Artikel beschreiben wir die Möglichkeiten für Anleger, wie sie sich in einem wirtschaftlichen Abschwung zurechtfinden können. In diesem Zusammenhang werden wir zudem einige der besten rezessionssicheren Anlagen vorstellen.
- Was ist eine Rezession?
- Warum Rezessionen die besten Investitionsmöglichkeiten schaffen können
- Vorhersage von Rezessionen
- Kurzfristige vs. langfristige Geldanlage
- 7 Dinge, in die man während einer Rezession investieren sollte
- Diversifizierung und Risikomanagement für Rezessionen
Was ist eine Rezession?

Bevor man sich mit rezessionssicheren Anlagemöglichkeiten befasst, sollte man sich genau ansehen, was eine Rezession eigentlich ist. Eine technische Rezession ist definiert als zwei aufeinander folgende Quartale mit negativem BIP-Wachstum. Ministerien sowie Wirtschaftsforschungsinstitute, die die Wirtschaft überwachen, haben jedoch ein komplexeres System zur Definition einer Rezession.
Über die Definition hinaus bedeutet eine Rezession einfach, dass das Wirtschaftswachstum insgesamt rückläufig ist. Einige Sektoren können durchaus weiterwachsen, während andere schrumpfen – allerdings sinkt das Gesamtniveau der Konjunktur während einer Rezession. Rezessionen werden durch einen Rückgang der getätigten Investitionen und Ausgaben verursacht. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen.
Verbraucher können sich übermäßig verschulden, Unternehmensbewertungen können zu hoch sein, oder das verfügbare Kapital kann zu knapp werden. Ein Black Swan-Ereignis oder ein großer Firmenkonkurs kann ebenfalls einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen. Wenn die Wirtschaftsindikatoren auf eine Rezession hindeuten, sinkt das Vertrauen und ein Zyklus sinkender Investitionstätigkeit und Ausgaben beginnt.
Zu diesem Zeitpunkt werden Zentralbanken häufig die Zinssätze senken, um die Unternehmen zu weiteren Investments zu ermutigen. Schließlich verlangsamt sich der Rückgang, und die Investitionen nehmen wieder zu, wenn das Vertrauen in die Wirtschaft zurückkehrt.
Warum Rezessionen die besten Investitionsmöglichkeiten schaffen können

Ein Wirtschaftsabschwung führt in der Regel zu sinkenden Gewinnen für viele der führenden Unternehmen. Aus diesem Grund reicht schon die bloße Annahme einer Rezession aus, um einen Börsencrash oder eine Korrektur herbeizuführen. Jedoch hat die Geldanlage während einer Rezession auch eine positive Seite. Obwohl Investoren diese wirtschaftlichen Abschwünge fürchten, können sie auch die besten Kaufgelegenheiten an der Börse schaffen. Die große Rezession im Jahr 2008 erschien vielen Anlegern wie das Ende der Welt. Dennoch war es eine enorme Kaufgelegenheit, direkt vor dem Beginn einer zehnjährigen Hausse.
Rezessionen können aus mehreren Gründen hervorragende Kaufgelegenheiten für Investoren schaffen. Hochwertige Aktien werden im Allgemeinen mit einem Aufschlag gehandelt. Die einzige Chance, diese Aktien mit irgendeiner Art von Sicherheitsmarge zu kaufen, besteht darin, während einer Rezession zu investieren. Der Bereich der Behavioral Finance zeigt, wie irrational Investoren sein können. Die Fehler, die sie machen, nehmen in Bärenmärkten und bei steigender Volatilität zu. Das schafft auch Chancen. Die besten Unternehmen gewinnen auch in Rezessionen Marktanteile, während ihre Konkurrenten knapp bei Kasse sind.
Was das Investieren während einer Rezession und nicht erst danach betrifft, so gibt es mehrere Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Leerverkäufe sowie der Besitz rezessionssicherer Geldanlagen sind Ansätze dafür. Zumindest können Sie dadurch mehr Kaufkraft erhalten, sobald eine Korrektur endet.
Vorhersage von Rezessionen

Die Vorhersage einer Rezession ist nicht einfach, und auch Experten liegen häufig falsch. Sie prognostizieren in der Regel Rezessionen, die nicht eintreten, und sie verpassen häufig die, die eintreten. Wichtiger als der Versuch, Rezessionen vorherzusagen, ist das Bewusstsein zu schärfen, dass keine Prognose perfekt ist. Dennoch gibt es einige Warnzeichen für Rezessionen, die es wert sind, beobachtet zu werden. Das häufigste ist die invertierte Renditekurve. Diese tritt auf, wenn die 10-jährige Zinskurve von Staatsanleihen unter die 2-jährige Zinskurve fällt und zeigt, dass es einen Mangel an kurzfristiger Liquidität gibt. Dies ist beispielsweise seit 2019 einige Male aufgetreten.
Verschiedene Indizes zu Unternehmensvertrauen, Investorenvertrauen und Verbrauchervertrauen können ebenfalls als Indikator genutzt werden. Wenn sich mehr als einer dieser Indizes auf historisch niedrigen Niveaus befindet, ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession hoch. Weitere wichtige Indizes sind der Einkaufsmanagerindex, der Verkauf von Neuwagen und die Zahlen der Baubeginne. Natürlich ist die steigende Arbeitslosigkeit ein weiteres mögliches Signal. Kein einzelner Indikator kann alleine zur Vorhersage einer Rezession verwendet werden. Aber wenn die meisten dieser Kennzahlen schwach aussehen, ist es vielleicht an der Zeit, nach rezessionssicheren Anlagen zu suchen.
Kurzfristige vs. langfristige Geldanlage

Investieren während einer Rezession sollte sowohl aus einer langfristigen als auch aus einer kurzfristigen Perspektive angegangen werden. Auf lange Sicht muss Ihr Portfolio in der Lage sein, unerwartete Rezessionen und Volatilität zu überstehen. Dies wird durch eine strategische Vermögensallokation erreicht, auf die wir später noch zurückkommen werden. Wenn die Wahrscheinlichkeit einer Rezession hoch ist, werden Sie, zumindest auf kurze Sicht, einen Teil Ihres Portfolios in rezessionssichere Anlagen verschieben wollen.
Dies ist eine taktische Vermögensallokation. Aber Sie müssen sich auch dessen bewusst sein, dass die Dinge möglicherweise nicht nach Plan verlaufen. Es besteht immer die Möglichkeit, dass die erwartete Rezession nicht eintritt. Und selbst wenn sie eintritt, kann es sein, dass sich Ihre defensiven Anlagen nicht wie erwartet entwickeln.
Taktische Trades, die nicht funktionieren, können die langfristige Performance beeinträchtigen. Kapitalerhalt ist der Schlüssel, aber man kann Renditen auch verpassen, wenn man in einer Hausse in den falschen Anlagen investiert ist. Im Folgenden sind einige Möglichkeiten aufgeführt, wie Sie dieses Risiko mindern können:
- Versuchen Sie nicht, Ihr gesamtes Portfolio in defensive Anlagen zu verlagern.
- Vermeiden Sie es, defensiven Anlagen nachzujagen, wenn deren Kurse bereits hoch sind.
- Haben Sie einen klar definierten Ausstiegsplan, damit Sie wissen, wann Sie wieder in risikoreichere Anlagen investieren sollten.
7 Dinge, in die man während einer Rezession investieren sollte

Es gibt wohl keine völlig rezessionssicheren Investitionsmöglichkeiten – aber es gibt mehrere Stockpicking-Ansätze und Anlagestrategien, die sich in der Regel in einer Rezession als wirksam erweisen.
- Defensive Aktien
- Dividenden-Aktien
- Value-Aktien
- ESG-Strategien
- ETFs mit Short Exposure
- Anleihen
- Cash
Defensive Aktien

Defensive Sektoren sind diejenigen, die über den gesamten Wirtschaftszyklus hinweg ähnliche Gewinne erzielen. Sie stellen die Waren und Dienstleistungen bereit, die die Menschen unabhängig vom Zustand der Wirtschaft kaufen.
Der Sektor für Grundbedarfsgüter ist der größte defensive Sektor. Er umfasst Unternehmen wie Procter & Gamble, die Hygieneprodukte, Waschmittel und andere Haushaltsprodukte herstellen.
Unternehmen des Gesundheitswesens sind wie eine Erweiterung des Sektors für Grundbedarfsgüter. Versicherer, Gesundheitsdienstleister und Pharmaunternehmen sind allesamt Unternehmen, die nur wenig von Konjunkturzyklen abhängig sind.

Auch Versorgungsunternehmen wie Strom- und Gasunternehmen sind wirksame rezessionssichere Investments. Diese Unternehmen verfügen über gesunde Margen und starke Cashflows. Oft sind ihre Preise reguliert und ermöglichen stabile Gewinne. Darüber hinaus werden die verantwortlichen Regierungen sie nicht untergehen lassen.
Rüstungsunternehmen sind defensiv, da ihre Verträge nicht mit der Wirtschaft, sondern mit einer langfristigen Verteidigungspolitik zusammenhängen. Tatsächlich können die Verteidigungsausgaben während einer Rezession erhöht werden, um die Wirtschaft zu stimulieren.
Eine Aktie ist jedoch kein gutes Investment, nur weil sie in einem defensiven Sektor liegt. Das entsprechende Unternehmen muss immer noch über gesunde Margen und starke Cashflows verfügen. Auch die Bewertungen spielen immer eine Rolle, und jeder Aktienkauf zu historisch hohen Bewertungen sollte während einer Rezession vermieden werden – selbst, wenn es sich um einen defensiven Sektor handelt.
Im Allgemeinen ist die Geldanlage in ETFs eine gute Möglichkeit, ein langfristiges Portfolio aufzubauen. Es gibt mehrere defensive ETFs – allerdings sollten sie mit Bedacht eingesetzt werden. Diese ETFs enden oft mit einem Überbesitz von Aktien, die unterdurchschnittlich abschneiden.
Dividenden-Aktien

Aktien mit einer angemessenen Dividendenrendite können sehr effektive rezessionssichere Investitionen sein. Zunächst einmal verfügen Unternehmen, die Dividenden ausschütten, über freien Cash-Flow, was bedeutet, dass das Risiko vergleichsweise geringer ist. Zweitens suchen Investoren die beste Rendite, die sie während einer Rezession erzielen können. Ein passives Einkommen in Form einer Dividendenrendite von 2 oder 3% ist besser als ein Wachstumswert mit einem fallenden Aktienkurs.
Folglich können qualitativ hochwertige Dividendenaktien in Rezessionen recht gut abschneiden. Aber eine attraktive Dividendenrendite muss immer durch nachhaltige, positive Cash-Flows untermauert werden. Je höher das Verhältnis von Gewinn zu Dividende, desto besser, da die Gefahr einer Dividendenkürzung geringer ist.
Value-Aktien

Value-Aktien werden als rezessionssichere Investments angesehen, weil sie nur begrenzte Abwärtsrisiken haben. Momentum- und Wachstumstitel werden für ihre Wachstumschancen bewertet, während Value-Aktien näher an ihrem inneren Wert bewertet werden.
Während Value-Aktien beim Investieren während einer Rezession sinnvoll sind, sollten Sie dennoch selektiv vorgehen. Einer der größten Anlagemythen ist, dass man Aktien mit einem niedrigen KGV kaufen sollte. Nur weil eine Aktie günstig erscheint, ist sie noch lange kein gutes Investment. Aktien sollten anhand einer Vielzahl von Bewertungskennzahlen bewertet werden, um zu entscheiden, ob es sich um ein gutes Investment handelt.
ESG-Strategien

Es gibt einige überzeugende Argumente dafür, während einer Rezession eine Anlagestrategie auf Basis von ESG-Kriterien zu verfolgen. Zahlreiche Hinweise deuten darauf hin, dass ökologische, soziale und Governance-Faktoren den langfristigen Wert eines Unternehmens beeinflussen. ESG-Investments entwickeln sich zunehmend rasch zu einer tragfähigen Ergänzung des traditionellen Factor-Investings.
Es spricht einiges dafür, dass Managementteams, die ESG-Themen ernst nehmen, Risiken von ihren Unternehmen fernhalten. Da Investieren während einer Rezession den Wechsel zu Anlagen mit geringerem Risiko bedeutet, tendieren diese Unternehmen dazu, eine bessere Performance zu erzielen. Daher können sich Aktien mit guten ESG-Werten als rezessionssichere Investments erweisen.
ETFs mit Short Exposure

Der Leerverkauf einzelner Aktien kann sehr profitabel sein, ist aber auch ziemlich riskant. Die am meisten geshorteten Aktien sind oft anfällig für Bärenmarktrallyes. Eine vernünftigere Option ist ein Short Exposure in den Indizes, die voraussichtlich am stärksten fallen werden. Der Nasdaq-100-Index enthält viele der Wachstumswerte, die auf den höchsten Multiplikatoren gehandelt werden. Dies sind die Aktien, die am anfälligsten für eine Rezession sind.
Der ProShares Short QQQ ETF (PSQ) ist ein ungehebelter, inverser ETF auf den Nasdaq-Index. Das bedeutet, dass sein Wert steigt, wenn der Index fällt. Dies ist eine effektive Methode, um ein kurzfristiges Short-Exposure in Wachstumstiteln zu erhalten und ein Portfolio abzusichern.
Anleihen

Staatsanleihen sind eine traditionell sichere Anlage und werden in einer Rezession oft schon früh outperformen. Staatsanleihen haben die höchste Bonität und profitieren, wenn die Zentralbanken die Zinsen senken. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld sollten sie jedoch mit Vorsicht behandelt werden. Bei niedrigen Renditen ist die Aufwärtsentwicklung von Anleihen begrenzt. Sie können auch an Wert verlieren, wenn sich der Aktienmarkt erholt.
Cash
Abschließend sollten Sie immer etwas Liquidität auf Sparkonten haben. Dafür gibt es mehrere Gründe. Liquidität wird immer noch eine kleine Rendite abwerfen, da sich die Zinseszinsen anhäufen. Es wird auch die Volatilität Ihres Portfolios verringern, was Ihnen Sicherheit gibt und irrationale Entscheidungen verhindert. Am wichtigsten ist, dass Sie mit Cash in der Lage sind, günstige Einstiegsmöglichkeiten zu nutzen, wenn sich die Korrektur verlangsamt.
Diversifizierung und Risikomanagement für Rezessionen

Die oben genannten Anlagemöglichkeiten sind in der Regel die effektivsten rezessionssicheren Investments, die man in Betracht ziehen sollte, wenn eine Rezession droht oder bereits im Gange ist. Aber, wie bereits erwähnt, laufen die Dinge nicht immer nach Plan. Aus diesem Grund sollte ein Portfolio auch dauerhaft so strukturiert sein, dass es auch unerwarteten Rezessionen standhält. Dies wird erreicht, indem man neben risikoreicheren Anlagen auch Portfolio-Absicherungsanlagen einbezieht. Eine Diversifizierung, die die folgenden Vermögenswerte umfasst, verringert die Volatilität und schützt das Portfolio vor Abstürzen und Rezessionen.
Hedge-Fonds

Hedge-Fonds sind eine der effektivsten Portfolio-Absicherungen während Rezessionen und Bärenmärkten. Sie können in Hausse-Phasen Renditen erzielen, aber auch Leerverkäufe einsetzen, um Abwärtsbewegungen zu minimieren und das Marktrisiko zu beseitigen.
Innovative Fonds setzen quantitative Anlagestrategien und Technologien ein, um das Market Timing zu optimieren, indem sie in Echtzeit auf Marktveränderungen reagieren. So nutzt beispielsweise der Data Intelligence Fund von Lehner Investments künstliche Intelligenz, um große Daten zur Messung der Marktstimmung in Echtzeit zu erfassen.
Immobilien

Immobilien sind weniger liquide als börsennotierte Instrumente wie Aktien. Dies bedeutet, dass die Bewertung von Immobilien weniger volatil ist. Nicht börsennotierte Immobilien sind zwar weniger volatil, aber langfristig nicht unbedingt weniger risikoreich. Wenn Ihre Risikobereitschaft gering ist, sollten Sie mit diesem Sektor vorsichtig sein. Es ist wichtig zu beachten, dass börsennotierte Immobilienanlagen wie REITs sehr unterschiedlich sind. REITs sind stärker mit den Zinssätzen korreliert und können bei steigenden Zinsen unter Druck geraten.
Private-Equity und Venture-Capital

Wie Immobilien sind auch Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds weniger liquide als börsennotierte Instrumente. Der Wert dieser Investments hängt eher von den langfristigen Aussichten eines Unternehmens als von den Marktkräften ab. Daher sind sie immer noch anfällig für eine Rezession, aber nicht im gleichen Maße wie Aktien.
Edelmetalle

Gold und Silber sind reale Vermögenswerte mit einem begrenzten Angebot. Ihr Wert steht nicht in Verbindung mit langfristigen Cashflows wie bei Finanzanlagen und er ist daher stabiler. Edelmetalle gelten als sichere Anlage, und ihr Wert steigt oft, wenn die Aktienkurse fallen. Wichtiger ist jedoch auch, dass sie die Portfoliovolatilität langfristig verringern und so zu einem diversifizierteren Portfolio beitragen.
Fazit – Investieren während einer Rezession
In einer Rezession zu investieren kann ohne einen konkreten Plan sehr stressig sein. Aber mit einem gut diversifizierten Portfolio und ein paar taktischen Änderungen kann die Geldanlage während einer Rezession sehr viel einfacher und sogar profitabel sein. Ein paar rezessionssichere Investments können die negativen Auswirkungen einer Rezession begrenzen. Es macht langfristig absolut Sinn nach attraktiven Anlagemöglichkeiten während einer Finanz- und/oder Wirtschaftskrise zu suchen, denn diese günstigen Einstiegsmöglichkeiten gibt es nicht so häufig.